26. März 2020 | 06:31 Uhr
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Hoffnung auf warmes Frühjahr
Forscher: Hohe Temperaturen bremsen das Coronavirus
Berechnung von aus Österreich stammendem Software-Unternehmer bringt Hoffnung.
SARS-CoV-2 könnte in seiner Aktivität temperaturabhängig sein. Nach entsprechenden ersten Berichten über eine höhere Infektionsrate bei winterlichen Temperaturen hat der aus Österreich stammende Software-Unternehmer Alex Bäcker (QLess/Pasadena/USA) entsprechende statistische Abschätzungen durchgeführt. Fazit: Hohe Temperaturen "bremsen" SARS-CoV-2 offenbar wirklich.
"Es gibt eine heftige Debatte über den Effekt der Temperaturen auf die Übertragungsraten bei SARS-CoV-2", schrieb Bäcker, der mit seinem Unternehmen zum Beispiel Termin-Buchungssysteme entwickelt, welche eine optimale Steuerung von Kundenbesuchen bei Unternehmen oder zum Beispiel Patientenbesuchen in Arztpraxen ermöglichen sollen.
Bereits zu Beginn der Covid-19-Epidemie hätten Wissenschafter des Massachusetts Institute of Technology (MIT) argumentiert, dass 90 Prozent der SARS-CoV-2-Infektionen in Regionen innerhalb einer Temperaturbandbreite zwischen drei und 17 Grad Celsius stattgefunden hätten. Dazu hätte die Luft auch vergleichsweise trocken sein müssen. Unter Temperaturen von mehr als 18 Grad Celsius und vergleichsweise feuchter Wetterlage sei es in China nur zu sechs Prozent der registrierten Ansteckungen mit dem Covid-19-Erreger gekommen.
Eindeutiger Trend
Andere Abschätzungen hingegen hätten eher gegen einen solchen Effekt der saisonal bedingten Wetterlagen gesprochen, weil ja schließlich auch Länder in Südamerika und in anderen Breiten von SARS-CoV-2 ergriffen wurden. Bäcker: "Um Licht in die Sache zu bringen, habe ich mir die Zahl der Covid-19-Fälle in einer ganzen Reihe von Ländern zum 20. März als Funktion der Temperatur und der jeweils in einem Staat am stärksten betroffenen Stadt angeschaut." Was herauskam war ein ziemlich eindeutiger Trend in Richtung immer weniger Orte mit mehr als 2.000 Covid-19-Fällen in Abhängigkeit der herrschenden Temperaturen: Mehr Fälle unter zehn Grad Celsius, weniger über zehn Grad Celsius.
Der Auslandsösterreicher und Softwarespezialist versuchte dann mit einer eigenen Berechnung einen etwaigen Zeitfaktor auszuschalten. Es hätte ja sein können, dass SARS-CoV-2 in wärmeren Regionen als in China, zum Beispiel in Brasilien oder Australien, einfach später "eintraf" und dort eben noch nicht genügend Fälle aufgetreten waren.
Temperaturabhängige Verbreitungskurve
"Ich habe mir deshalb das Wachstum der Covid-19-Fälle ab dem ersten Tag mit mehr als hundert Erkrankungen an allen diesen Orten angesehen. Das Resultat war eine signifikant größere Wachstumskurve in Ländern mit niedrigeren Temperaturen", schrieb Bäcker.
Auch hier zeigte sich eine stark temperaturabhängige Verbreitungskurve von SARS-CoV-2. "Das konnte man nicht mehr als 'historischen Zufall' betrachten", zog der Software-Unternehmer seine Schlussfolgerungen und fügte hinzu: "Obwohl sich die Covid-19-Erreger offenbar in einem weiten Spektrum an Temperaturen verbreiten können (...), scheint es klar zu sein, dass höhere Temperaturen von 15 bis 30 Grad, die Wachstumsrate bei den Infektionen dämpfen." Das dürfte die These unterstützen, dass sich die SARS-CoV-2/Covid-19-Problematik mit wärmerer Jahreszeit zumindest abschwächen könnte.
Bäcker will seine Softwareprogramme auch einsetzen, um Warteschlangen und Menschenansammlungen zu vermeiden. Damit soll das "Social Distancing" unterstützt werden.