08. Mai 2017 | 11:33 Uhr

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Heftige Kritik

Bier-Riesen lassen Gerste patentieren

Europäisches Patentamt bewilligte Heineken und Carlsberg Schutzrecht für Pflanzen.

Die Brauereigiganten Heineken und Carlsberg haben drei Patente für eine energiesparendere Herstellung von Bier und auf Gerstenpflanzen selbst beim Europäischen Patentamt eingereicht und bewilligt bekommen. Nicht-Regierungsorganisationen wie Arche Noah, ein Verein für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt, haben zwei Patente bereits beeinsprucht und bereiten den dritten Einspruch vor.

Die eine besondere Gerste der Braugiganten weist einen geringeren Anteil bestimmter Enzyme (Lipoxygenase) auf, die andere weniger von einer bestimmten Schwefelverbindung (Dimethylsulfid). Die Kreuzung aus beiden Gersten soll das "Energiespar"-Bier durch kühleres Brauen ermöglichen.

Arche Noah: Kein Patent auf Pflanzen und Saatgut

"Aus unserer Sicht dürfen Pflanzen und Saatgut niemals patentiert werden", sagt Katherine Dolan von der Arche Noah, wo sie die Abteilung "Saatgutpolitik" leitet. "Pflanzen sind Gemeingut. Werden Pflanzen und Saatgut patentiert, ergibt sich ein Zugangsausschluss zu natürlichen Ressourcen. Pflanzen werden zum Privateigentum", kritisiert die Fachfrau.

Durch Patente werde die gesamte Züchtungsarbeit eingeschränkt, neue Sorten würden schwieriger züchtbar, erklärt Dolan. Daher seien auch alle heimischen Züchtungsbetriebe gegen die Patentierung von Pflanzen und Saatgut. Nicht zu vergessen sei, dass es auch zu Folgen für die Ernährung kommen könne und sich teure Patente nur die Großen leisten könnten.

Derzeit laufen beim Europäischen Patentamt in München im Rahmen des Patentrates Gespräche der 38 Mitgliedsstaaten, darunter Österreich, wie man künftig mit der Patentierung von Pflanzen und Tieren umgehen werde. Ende Juni wird eine Entscheidung erwartet. Arche Noah hofft auf ein umfassendes Verbot. Konsumenten- oder Umweltvertreter würden im Gegensatz zu Industrievertretern aber nicht mitdiskutieren, monierte Dolan und wertet das als nicht allzu gutes Zeichen.

Österreichische Position wird derzeit erarbeitet


"Wir erarbeiten gemeinsam mit Nicht-Regierungsorganisationen, Sozialpartnern und IV eine gemeinsame österreichische Position zum Thema, um uns stark in den Prozess einzubringen", hieß es zu den eben gestarteten Verhandlungen in München aus dem Infrastrukturministerium von Jörg Leichtfried (SPÖ) gegenüber der APA. "Das Ministerium strebt eine Änderung der Ausführungsordnung zum Europäischen Patentübereinkommen (EPÜ) an. Darin muss klargestellt werden, dass durch im Wesentlichen biologische Züchtungsverfahren gewonnene Pflanzen und Tiere von der Patentierbarkeit ausgeschlossen sind."

In einer Aussendung kürzlich hatte sich Leichtfried bereits kritisch zu den Patenten von Heineken und Carlsberg geäußert. "Ich bin für Gerstenvielfalt und gegen Einheitsbier. Patente auf Saatgut, Pflanzen und Tiere sind darum inakzeptabel."