26. Juli 2018 | 13:19 Uhr
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Grasmangel und Wasserknappheit
Mega-Dürre setzt Landwirtschaft zu
Grasmangel und Wasserknappheit auf den Alpen - Obst- und Gemüsebauern befürchten kleinere Äpfel und Kartoffeln - Land kündigt finanzielle Hilfen für Bauern an.
Die anhaltende Trockenheit setzt der Vorarlberger Landwirtschaft zu. Wegen des fehlenden Regens gibt es bei Heu Ernteeinbußen bis hin zum Totalausfall. Auf den Alpen herrscht Wasserknappheit. Obst- und Gemüsebauern befürchten kleinere Äpfel und Kartoffeln. Solche Bedingungen habe man noch nie erlebt, so Experten der Landwirtschaftskammer. Das Land kündigt Unterstützung an.
Im Sommer weidet das Vorarlberger Vieh auf den Alpen, während die Bauern im Tal das Grünland für die Heuproduktion für den Winter nutzen. Doch heuer gab es anders als sonst keine Niederschlagsperiode im April, Mai oder Juni. "Vor allem im Walgau und oberen Rheintal sieht es aus wie in Griechenland oder Süditalien. Die Grasnarbe ist massiv geschädigt. Es ist unklar, ob sie sich erholen wird, wenn wieder Regen fällt. Möglicherweise muss neu ausgesät werden", berichtete Christian Meusburger, Grünland-Experte der Landwirtschaftskammer. Dazu komme, dass im eigentlich niederschlagsreichen Vorarlberg eher nässetolerierende Gräser wachsen. Weil man in Zukunft aber vermehrt mit Trockenperioden rechnen müsse, überlege man, bei einer Neuaussaat entsprechende Gräser zu empfehlen.
Bauern müssen mit hohen Kosten rechnen
Wie sich die Situation auf die Verfügbarkeit von Futtermitteln auswirke, sei derzeit nicht abschätzbar. Nicht das ganze Land sei gleichermaßen betroffen, man müsse die Entwicklung abwarten. "Die Bauern müssen aber sicher mit hohen Kosten rechnen. Wenn zu wenig Futter da ist, müssen möglicherweise Tiere abgestockt werden. Für die Betriebe ist die Situation sicher nicht lustig", so Meusburger. Auf den Alpen ist die Lage noch heikler. Die Quellen versiegen zusehends, das Gras vertrocknet. "Das führt zu einem doppelten Problem: Wenn die Tiere deshalb früher in die Tallagen abgetrieben werden, kann man im Tal kein Futter machen", so Meusburger.
Vereinzelt sei der Alpabtrieb bereits vorgezogen worden, man hoffe, dass die Alpen mit einer Unterstützung des Landes für Heu- und Wassertransporte noch etwas durchhalten. Kleinere Niederschläge durch Gewitter seien bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Ich arbeite hier seit 20 Jahren, so eine Extremsituation hatten wir noch nie. Wir bangen um jeden Tropfen", so Meusburger.
Äpfel fallen kleiner aus
Als "grade noch erträglich" beschrieb Ulrich Höfert, Fachmann für Obst- und Gemüseanbau in der Landwirtschaftskammer, die Lage für seinen Bereich. Man könne sich noch mit Bewässerung behelfen. "Im Walgau haben wir allerdings bereits Meldungen, dass die Äpfel kleiner ausfallen", so Höfert. Auswirkungen gebe es vereinzelt auch auf die Größe der Kartoffeln. "Dass es so außergewöhnlich wenig regnet, habe ich in meinen 14 Jahren hier noch nicht erlebt", meinte Höfert. Positiv sei dagegen, dass die Bauern kaum mit Pilzkrankheiten zu kämpfen hätten, dass Beeren in optimaler Qualität geerntet werden könnten und es keine regenbedingten Ernteunterbrechungen gebe. Auch für den Weinbau und Getreide seien die Bedingungen gut. Dennoch: "Es wird Zeit, dass es regnet".
Laut Angaben der ZAMG besteht allerdings am Wochenende und in der kommenden Woche bisher keine Aussicht für flächige, ergiebige Regenfälle in Vorarlberg. Es bestehe lediglich Gewitterpotenzial mit regional höchst unterschiedlichen Regenmengen. Bereits das Frühjahr sei recht trocken gewesen, insgesamt seien die Niederschläge bisher unterdurchschnittlich, hieß es.