29. August 2023 | 17:46 Uhr

Hochwasser im Raurisertal © WLV/Gebhard Neumayr

In Rauris

Hochwasser: 50 Personen von der Außenwelt abgeschnitten

In Kolm Saigurn in Rauris waren am Nachmittag noch rund 50 Personen von der Außenwelt abgeschnitten.

Zell am See/Bez. St. Johann im Pongau. Die Hochwassersituation im Salzburger Pinzgau und Pongau hat sich am Dienstag etwas entspannt. Die Pegelstände der betroffenen Flüsse und Bäche sind seit Montagabend rückläufig, die Aufräumarbeiten haben begonnen. Wichtige Straßenverbindungen wie die B311 bei Schwarzach im Pongau sind wieder geöffnet, auch das Großarltal, Gasteinertal und Rauris sind wieder erreichbar. In Kolm Saigurn in Rauris waren am Nachmittag noch rund 50 Personen von der Außenwelt abgeschnitten.

Hochwasser im Raurisertal © WLV/Gebhard Neumayr

Der Starkregen am Montag hat zu Murenabgängen und vor allem zu Überflutungen von Straßen und Grünflächen sowie zu Überschwemmungen von Kellern geführt. Mehr als 1.500 Feuerwehrleute wurden zu über 330 Einsätzen gerufen. Bisher wurde offenbar niemand verletzt. Vom Hochwasser betroffen waren vorwiegend das Großarler- und Gasteinertal sowie St. Johann im Pongau und im Pinzgau das Raurisertal, wo es bis zu 130 Liter pro Quadratmeter geregnet hat.

"Wenn es sein muss, werden die Personen ausgeflogen"

Am Dienstagnachmittag waren im Rauriser Talschluss bei Kolm Saigurn noch rund 50 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. "Ihre Versorgung ist aber durch die Bergrettung gesichert. Wir arbeiten an Notfallwegen, die mittels Quad befahren werden können. Wenn es sein muss, werden die Personen ausgeflogen", informierte der Rauriser Bürgermeister Peter Loitfellner in einer Aussendung des Landes Salzburg.

Hochwasser im Raurisertal © WLV/Gebhard Neumayr

Mittels Hubschauerflug und Begehung verschaffte sich Gebhard Neumayr von der Wildbach- und Lawinenverbauung Pinzgau in Rauris am Dienstag einen Überblick. "Es gibt teilweise massive Verwerfungen der Rauriser Ache, es sieht aus wie eine Mondlandschaft. Hunderte Meter an Straßen wurden weggerissen." Die Straße bei Kolm Saigurn müsse nun komplett neu gemacht werden, "dort ist alles zerstört".

In Niedernsill ist die Strecke der Pinzgauer Lokalbahn vom Hochwasser erneut beschädigt worden. In Mittersill wurde bereits am Montag die Hubbrücke wegen der hochwasserführenden Salzach gehoben.

Fernverkehr auf der Tauernstrecke eingestellt

Laut ÖBB ist der Fernverkehr auf der Tauernstrecke zwischen Schwarzach/St. Veit und Spittal-Millstättersee bis voraussichtlich Dienstag 14.00 Uhr eingestellt, davon betroffen seien alle Fernverkehrszüge zwischen Salzburg und Klagenfurt. Wegen der Witterung seien zwischen den Bahnhöfen Schwarzach-St. Veit und Böckstein sowie zwischen den Bahnhöfen Golling-Abtenau und Werfen voraussichtlich bis 18.00 Uhr ebenfalls keine Fahrten möglich. Für die gesperrten Strecken wurde ein Schienersatzverkehr eingerichtet.

Die Pegel der Flüsse lagen laut Hydrografischem Dienst des Landes Salzburg am Dienstag in der Früh nur mehr teils bei der Meldegrenze, wie das Landesmedienzentrum informierte. Im Pongau sind die Pegel der Gasteiner Ache, der Großarler Ache und der Salzach zurückgegangen. Die Gasteiner Ache ist am Montag teils über die Ufer getreten, was vor allem in der Gemeinde Bad Hofgastein zu Überflutungen und Wassereintritten in Kellern geführt hatte.

In St. Johann und Bischofshofen ist die Salzach über die Ufer getreten und hat ebenfalls für Überschwemmungen gesorgt. Besonders stark betroffen war auch der St. Johanner Ortsteil Urreiting. Auch ein Gewerbegebiet war von den Überflutungen betroffen. Die B159 beim Pass Lueg wurde laut Polizei um 15 Uhr nach Reinigungsarbeiten wieder für den Verkehr freigegeben.

60 bis 70 Feuerwehreinsätze

Wie der Salzburger Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker im APA-Gespräch erklärte, halfen am Dienstagvormittag noch etwa 22 Feuerwehren mit 345 Einsatzkräften bei 60 bis 70 Einsätzen, die derzeit vorwiegend im Gasteinertal, in Bischofshofen, in St. Johann und im Oberpinzgau laufen würden.

Der Wetterprognose von Geosphere Austria zufolge kommt es am Dienstag in Salzburg zwar zeitweise noch zu Niederschlägen, aber bei weitem nicht mehr in dem Ausmaß wie am Montag. "Daher werden die Gewässer im Laufe der nächsten zwei Tage wieder auf Normalniveau zurückgehen", erklärte der Leiter des Hydrografischen Dienstes des Landes Salzburg, Harald Huemer.

"Es waren schon beachtliche Pegelstände, die wir gestern registriert und beobachtet haben", schilderte Huemer. Das Hochwasser in Mittersill und Bad Hofgastein, wo die Gasteiner Ache einen Höchst-Pegelstand von 400 Zentimeter erreicht hat, gäbe es statistisch gesehen nur alle 30 Jahre. Ein eher ungewöhnlicher Wettermix habe dazu geführt, so Huemer. "Wir haben selten die Kombination aus starken Regenfällen im Oberpinzgau und zeitgleich in den südlichen Bereichen des Pongau. Das lässt natürlich auch alle anderen nachführenden Gewässerabschnitte der Salzach dementsprechend schnell anschwellen."

Hochwasserschutz erst seit kurzem erweitert

Solche Wettersituationen gäbe es laut dem Experten eher im Herbst, es sei aber in den letzten Jahren öfters zu beobachten gewesen. Auffällig sei das Auftreten Ende August. Laut Huemer hatte Bad Hofgastein - dort wird der Hochwasserschutz erst seit kurzem erweitert - "Glück" gehabt. Hätte der Regen nicht rechtzeitig nachgelassen, hätte die Gasteiner Ache höhere Pegelstände erreicht und schutzlose Bereiche, Häuser und letzten Endes auch Menschenleben bedroht.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer bedankte sich bei allen Helfern für die Zusammenarbeit. Die bestehenden Schutzbauten hätten laut Experten weitaus schlimmeres verhindert.

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