Mega-Hitze und kein Ende in Sicht – Österreich stöhnt kollektiv auf. Am Dienstag wurden in Innsbruck 36 Grad gemessen, heute soll es noch heißer werden. Erst kommende Woche ist vielleicht mit etwas Abkühlung zu rechnen. Aktuell ist es nicht einmal am Mittelmeer so heiß wie hierzulande. „Österreich könnte das neue Ibiza werden“, sagt der deutsche Klimaforscher Mojib Latif. Er ist sich sicher: „Das derzeitige Wetter ist eindeutig ein Zeichen des Klimawandels“ (siehe unten).
Omega-Hoch bringt Dauerhitze
Sturzflut in Tirol
Am Mittwochabend gingen gegen 19 Uhr in der Tiroler Ortschaft Schnann heftige Gewitter nieder. Dadurch wurde eine Sturzflut ausgelöst. Wie die Facebook-Seite "Aktuelle Wetterwarnungen für Österreich" berichtet, gingen mehrere Meldungen von Facebook-Usern ein. Ein dazu gepostetes Video zeigt die erschreckenden Ausmaße:
Über mögliche Verletzte oder gar Todesopfer ist derzeit noch nichts bekannt. Es dürfte dabei jedoch ein erheblicher Sachschaden entstanden sein.
Sturm riss Baum in Vorarlberg um
Auch in Vorarlberg kam es am Mittwochabend zu heftigen Unwettern. Ein Video zeigt, wie Sturmböen einen Baum entwurzeln.
Erste Gemeinde mit Trinkwasser versorgt
In Vorarlberg wird mit St. Gerold (Bezirk Bludenz) eine erste Gemeinde von außerhalb mit Trinkwasser versorgt. Bereits am Dienstagabend erhielt die Gemeinde 30.000 Liter Wasser von einer Quelle aus Blons mit dem Milchwagen geliefert, bestätigte Bürgermeister Alwin Müller der APA einen Bericht des ORF Vorarlberg. Sollte es nicht ausreichend regnen, sind weitere Lieferungen für Freitag geplant.
St. Gerold versorgt sich aus einer Quelle mit Trinkwasser. Infolge der lang anhaltenden Trockenheit liefere diese aber nicht mehr die nötigen Mengen, sagte Müller. Geht es so weiter, rechne er damit, dass St. Gerold jeden zweiten bis dritten Tag Wasserlieferungen benötige. "Gestern Abend ist der Hochbehälter jetzt einmal voll gemacht worden", so der Bürgermeister. Man beobachte nun genau die Ein- und Abgänge. Dementsprechend würden dann neue Transporte beauftragt. Für den Transport wurde der Milchwagen einer speziellen Reinigung unterzogen.
Erfreut zeigte sich Müller, dass seine Gemeinde ab dem nächstem Jahr nicht mehr vor derartigen Problemen stehen wir. Für das kommende Jahr ist nämlich der Bau einer Notverbundleitung zwischen St. Gerold, Thüringerberg und Thüringen geplant. "Wir haben alle Bewilligungen beisammen", sagte Müller. Der Bau von Verbundleitungen wird von Land mit 40 Prozent der Kosten unterstützt.
Experte sieht deutliche Folgen des Klimawandels
Klima. Auch die Wetterexperten der ZAMG sehen das so. Zwar sei „das Wetter grundsätzlich zufällig, das passiert einfach“, schickt einer der Experten voraus. Aber: „Eine Theorie lautet, dass durch das Schmelzen des Polareises der Temperaturunterschied zwischen Norden und Süden geringer wird.“ Dadurch würden Wetterlagen stabiler. „Was früher schnell vorbei war, dauert jetzt einige Tage länger“, erklärt er die Hitzewelle.
Im Burgenland wachsen Oliven wie in Istrien
Pflanzen. Auch bei den Pflanzen nähert sich Österreich immer mehr Südeuropa an: Beim Neusiedler See wurde im Vorjahr sogar der erste Olivenhain Österreichs angelegt. Das milde Klima ähnelt dort schon dem vom kroatischen Istrien oder jenem rund um den Gardasee in Italien.
So kühlen sich die Österreicher in der Hitze ab
Kühlung. Die Österreicher lechzen nach Abkühlung: Rund um den Tiroler Achensee – mit 20 Grad Wassertemperatur noch einer der kältesten Seen des Landes – sind laut booking.com 42 von 57 Hotels komplett ausgebucht, in den anderen gibt es nur noch einige wenige Zimmer. In Wien stürmten am Wochenende 147.500 Menschen die Bäder – Rekord 2018. Klimageräte und Ventilatoren sind derzeit absolute Bestseller: „Es gibt eine hohe Nachfrage“, heißt es seitens Mediamarkt und Saturn. Und: „In den kommenden Tagen erwarten wir weiter stark wachsendes Interesse für Klimageräte.“
Experte 1: "Änderung des Wetters nicht absehbar"
Thomas Krennert (Meteorologe der ZAMG): „Grund für die Hitzewelle ist, dass eine Hochdruckzone über uns von Tiefdruckgebieten flankiert wird: die Omega-Lage – eine sehr stabile Wetterlage. Weite Teile Mittel- und Nordeuropas liegen darin. Die atlantische und subtropische Luft ist sehr energiereich und heiß. Bodenfeuchte verdunstet und führt zu Wärmegewittern. Eine Veränderung bis kommende Woche ist kaum abzusehen.“
Experte 2: "Eindeutige Zeichen des Klimawandels"
Klimaforscher Mojib Latif: „Das derzeitige Wetter ist eindeutiges Zeichen des Klimawandels. Hitzetage mit mehr als 30 Grad nehmen deutlich zu, so wie auch Tropennächte, in denen die Temperatur nicht mehr unter 20 Grad fällt. Ganz Europa glüht jetzt. Bald wird es am Mittelmeer so heiß sein, dass man nicht mehr dorthin fahren will. So gesehen könnte Österreich durchaus das neue Ibiza werden.“
(fip)