05. Mai 2018 | 23:23 Uhr
Klimawandel schlägt heftig zu
Extrem-Wetter: Hitze, Blitze & Unglücke
Meteorologen schlagen Alarm: Dieses Wetter ist für den Monat Mai nicht mehr normal.
Die Jahreszeiten verschieben sich: allein in den vergangenen 30 Jahren um 14 Tage nach vorn. Und: Es gibt immer heftigere Unwetter. Jüngstes Beispiel war die „Nacht der Blitze“ von Mittwoch auf Donnerstag. Sie wird mit 70.000 Blitzen – gezählt wurden von der Unwetterzentrale nicht nur die Einschläge – in einer Nacht in die Geschichte eingehen.
Unter dem Einfluss des Klimawandels kommen die Gewitter laut ZAMG-Experte Georg Pistotnik (siehe Interview unten) früher und mit größerer Intensität.
Tornados und Sintflut- Regen immer häufiger
Wasser und Wind. Dazu kommen ungewöhnliche Wassermengen und Windphänomene. In den Gewitterzellen ist es nicht ungewöhnlich, dass die Hälfte des Regens eines ganzen Monats an einem Tag fällt. Eine Sintflut wie in der Nacht auf Dienstag hat etwa die Stadt Graz noch nie erlebt: Die Überschwemmungen sorgten dafür, dass die Bim in der Stadt nicht mehr fahren konnte. Auf der Südbahnstrecke entgleiste ein Güterzug nach einem schweren Murenabgang – die Strecke musste mehrere Tage gesperrt bleiben.
Wirbelsturm
Waren Tornados früher sehr selten, treten Wirbelstürme dieser Art mittlerweile auch in Österreich immer häufiger auf. Erst am Mittwoch dieser Woche sorgten Bilder von einem Tornado vor Wien für enorme Aufregung in den sozialen Medien.
Blitze & Hitze gehen weiter
Die nächste Woche steht weiter unter dem Einfluss von Hoch „Quinlan“. Nach dem gewittrigen Wochenende wird der Wochenstart sehr sonnig. Erst ab Dienstag stehen wieder Gewitter ins Haus, am Mittwoch wird’s wechselhaft. Die gute Nachricht: Am Feiertag (Christi Himmelfahrt) wird es – zumindest im Osten – schön.
Klima Experte: "Bald haben wir im Jänner das Wetter von jetzt"
ÖSTERREICH: War die Blitznacht von 2. auf 3. Mai Zufall oder Klimawandel?
Georg Pistotnik: Es ist eine Kombination. Der Klimawandel macht bestimmte Ereignisse wahrscheinlicher. Wenn es wärmer wird und die Atmosphäre damit auch mehr Wasserdampf aufnehmen kann, dann können sich heftigere Gewitter bilden. Aber es braucht auch die richtige Wetterlage dafür. Derzeit ist das der Fall.
ÖSTERREICH: Werden wir solche Phänomene in Zukunft häufiger erleben?
Pistotnik: Tendenziell schon. Durch die Klimaerwärmung ist es in den letzten 30 Jahren bis zu 1,5 Grad wärmer geworden. Das entspricht ungefähr 10 bis 14 Tagen, also im Durchschnitt ist das Wetter Anfang Mai so, wie es vor einer Generation erst Mitte Mai war.
ÖSTERREICH: Heißt das, es gibt im Jänner bald schon das Wetter von jetzt?
Pistotnik: Wenn der Trend so weitergeht, ja. Aber die Frage ist, worauf wir zusteuern. Dass die Klimaerwärmung für die nächsten ein, zwei Jahrzehnte weitergeht, steht außer Frage. Selbst wenn wir von heute auf morgen alle CO2-Emissionen stoppen würden, würde die Atmosphäre lange brauchen, um das bisherige Kohlendioxid abzubauen. Wie es dann weitergeht, kann man einfach nicht sagen.
ÖSTERREICH: Könnten plötzlich Hurrikane im Mittelmeer auftreten?
Pistotnik: Das sind tropische Wirbelstürme, die über warmen Meeresoberflächen entstehen. Ähnliche Phänomene gibt es sehr selten im Mittelmeer. Das kommt alle paar Jahre einmal vor.
ÖSTERREICH: Ist es denkbar, dass so etwas künftig wegen des Klimawandels häufiger vorkommt?
Pistotnik: Das ist es. Wenn die Temperatur des Wassers ansteigt, dann steigt das Risiko solcher Quasi-tropischen-Tiefdruckgebiete.
ÖSTERREICH: Wie warm müsste es werden?
Pistotnik: In der Karibik sagt man, das Wasser muss 27 Grad haben – ab da ist es möglich. Im Mittelmeer, wo die Luft in der Höhe auch kälter ist, könnte das Meer entsprechend auch etwas kälter sein. Tendenziell wird es immer wahrscheinlicher, wenn sich die Wassertemperatur an die 27 Grad annähert. Das ist im Mittelmeer im Spätsommer und Frühherbst erfüllt.