24. Juli 2012 | 23:45 Uhr
Keine Entwarnungen
Unwetter: 400.000 Häuser gefährdet
70.000 Häuser in der roten Zone - Muren und Hochwasser drohen.
Unwetter und Murenkatastrophen in der Steiermark haben gezeigt: Etliche Gebiete an Bächen und steilen Hängen sind von ihrer Existenz bedroht. Der Grund dafür: Gut 400.000 Wohnhäuser stehen in Österreich in Gebieten, die „stark“ oder „erheblich“ von Murenabgängen und Hochwasser gefährdet sind. Besonders schlimm: Betroffen sind vor allem Wohngebiete entlang großer Flüsse und steiler Täler. Davon stehen landesweit 70.000 Häuser in der „roten Zone“ – könnten also jederzeit Opfer einer 10-jährigen Wetter-Katastrophe werden.
So bedroht ist Ihr Wohngebiet:
Karte zeigt die Gefahren-Zonen
Bedrohte Gebiete. Die bedrohten Gebiete sind vor allem an den Flüssen Salzach, Drau, Gail, Donau, Mur und Mürz, Enns, Traun und Raab. Auch das Paltental gehört zu den meistgefährdeten Gebieten. Johannes Hübl vom Institut für Alpine Naturgefahren erklärt, warum gerade diese Flüsse so massiv betroffen sind. „Bei viel Regen und während der Schneeschmelze schwellen sie am schnellsten an, Muren oder Überschwemmungen sind die Folge.“
Neubauten erlaubt
Bis jetzt haben nur die Bundesländer Niederösterreich und Steiermark ein Neubau-Verbot für die Roten Zonen. In allen anderen Bundesländern kann unter Auflagen auch in den hochgefährlichen Gebieten gebaut werden! Damit steigt der Schaden, den eine Überschwemmung in dem Gebiet verursacht, weiter an.
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Nach der Hochwasserkatastrophe in St. Lorenzen fordert nun Umweltminister Niki Berlakovich (ÖVP) ein österreichweites Bauverbot: „Die roten Zonen sind aufgrund der hohen Gefährdung von der Bebauung freizuhalten. Das Risiko ist zu groß. Ein Bauverbot muss auch in der Praxis umgesetzt werden und es darf nicht dem Baudruck nachgegeben werden.“
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St. Lorenzen: Wut auf die Behörden
„Wir haben schon im Juni nach schweren Gewittern gewarnt, dass wir eine Mure befürchten, aber gehört hat niemand auf uns.“ Dieter Schascheng (57) ist wütend auf die Behörden. Sie haben es verabsäumt, die Menschen in St. Lorenzen vor der Mure zu warnen.
Nach der Muren-Katastrophe vom Wochenende wird die Kritik im Ort immer lauter. Bei der Behörde kontert man den Vorwürfen indessen: „Ich glaube nicht, dass die Menschen Verständnis gehabt hätten, wenn wir sie wegen Regens aus ihren Häusern geholt hätten“, gibt Robert Riemelmoser von der Wildbach- und Lawinenverbauung Steiermark zu bedenken.
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50 Mio. Schaden
Kurt Kalcher, der Leiter des steirischen Katastrophendienstes, redet sich auf ein Kompetenzgerangel heraus: „Das Land ist für den Katastrophenschutz danach zuständig, Hochwasserschutz und Verbau ist Bundessache.“ Den Menschen in St. Lorenzen wird das alles aber nicht helfen. Noch immer herrscht Ausnahmezustand. Der Schaden beträgt mehr als 50 Millionen.