01. Februar 2013 | 07:59 Uhr

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Peking

Smog lässt Erkrankungen in die Höhe schießen

Ein Fünftel mehr Krankenhaus-Behandlungen wegen Atemproblemen.

Wegen des anhaltenden Smogs in Peking lassen sich immer mehr Menschen in Krankenhäusern behandeln. In den vergangenen Tagen sei die Zahl der Menschen, die mit Atemwegsproblemen in die Kliniken der chinesischen Hauptstadt eingewiesen wurden, um ein Fünftel gestiegen, berichtete die Zeitung "Beijing Morning Post" am Donnerstag. Ein Ärztevertreter warnte, der Smog sei gefährlicher als die SARS-Epidemie des Jahres 2002.

Atemwegsinfektionen
Wie die "Beijing Morning Post" weiter unter Berufung auf Ärzte berichtete, leidet die Hälfte der neuen Patienten in einem großen Kinderkrankenhaus in Peking unter Atemwegsinfektionen. Die Zeitung "China Daily" forderte die chinesische Regierung auf, Angaben zu den Ursachen der schweren Luftverschmutzung zu machen. Bisher hätten die Behörden keine "glaubwürdigen Daten" herausgegeben.

Für den Smog werden die Ausstöße von Kohlekraftwerken verantwortlich gemacht sowie die Abgase der Autos, die die Straßen der 20-Millionen-Einwohner-Metropole verstopfen. Hinzu kommt der für Peking typische Nebel.

Zu Hause bleiben

Die Behörden der Stadt hatten besonders sensible Einwohner - Kinder, Ältere und Kranke - diese Woche aufgefordert, möglichst zu Hause zu bleiben oder im Freien Atemschutzmasken zu tragen. Fabriken wurden geschlossen, und Behördenfahrzeuge blieben stehen, um den CO2-Ausstoß zumindest ein wenig zu reduzieren. Experten zufolge sind jedoch umfassendere weitreichende Maßnahmen nötig, um das Smog-Problem zu bewältigen.

Wolken

In Schanghai mussten die Behörden am Donnerstag dementieren, dass das zukünftige höchste Gebäude Chinas brannte. Der im Bau befindliche Shanghai Tower war in der Früh scheinbar unter einer Rauchwolke gehangen, woraufhin Internetnutzer von einem Feuer schrieben. Die Behörden erklärten, tief hängende Wolken hätten den Turm eingehüllt. In Internetforen hieß es dagegen, das Problem sei die Luftverschmutzung. Ein Nutzer schrieb mit Blick auf den Wert der winzigen Luftpartikel, die in die Lungen eindringen können: "Das ist PM 2,5, das schlimmer ist als Feuer."

Der staatliche Fernsehsender CCTV zitierte den Vorsitzenden der chinesischen Ärzteorganisation, Zhong Nanshan, mit den Worten, das Smogproblem sei weitaus schlimmer als die Lungenkrankheit SARS, an der in China 2002 und 2003 hunderte Menschen starben. "Luftverschmutzung ist viel gefährlicher als SARS, sie schädigt das Herz und die Venen", sagte er. Die Ärztevereinigung hatte 2002 aufgedeckt, dass die chinesischen Behörden die wahren Ausmaße von SARS verschwiegen hatten.

"Ungesund"
Nach dem Luftverschmutzungs-Index der US-Botschaft in Peking, die seit Jahren eigene Daten herausgibt, lag die Verschmutzung am Donnerstagabend (Ortszeit) in Peking bei 196 im Bereich "ungesund". Nach der Skala der Pekinger Behörden lag die Verschmutzung bei 161, was in die Kategorie "leicht verschmutzt" fällt. Laut der chinesischen Wetterbehörde sollten starke Winde ab Donnerstagabend zu einer Verbesserung der Luftqualität führen.

Unterdessen forderten Vertreter der Verkehrspolizei, dass ihre Beamten im Dienst Atemschutzmasken tragen dürfen. Dazu müssen zuerst die Vorschriften für die Dienstkleidung geändert werden.