12. Februar 2012 | 16:50 Uhr
Dauerfrost
Mehr als 600 Kälte-Tote in Europa
Sieben Menschen starben bei Lawinenunglück im Kosovo - zwei Tote in Österreich.
Die Zahl der Kältetoten in Europa ist am Wochenende auf mehr als 600 gestiegen. Allein in Polen wurden nach amtlichen Angaben 15 weitere Todesfälle durch Erfrieren oder defekte Heizungen registriert. Zwei weitere Kältetote gab es am Wochenende auch in Österreich.
Zwei Kälte-Tote in Österreich
In der steirischen Gemeinde Knittelfeld ist in der Nacht auf Samstag ein 80-jähriger Mann aus St. Michael in der Obersteiermark tot vor dem Krankenhaus aufgefunden worden. Er war nur mit einem Pyjama bekleidet, obwohl in der Nacht Temperaturen um minus zehn Grad herrschten. In Tirol wurde am Samstag ein 66-jähriger Obdachloser in Silz im Bezirk Imst in einem leerstehenden Haus tot aufgefunden. Der Mann dürfte erfroren sein. Polizeibeamte sahen in dem Haus nach, weil der 66-Jährige sein Sozialgeld nicht abgeholt hatte.
In Polen fielen die Temperaturen in der Nacht auf Sonntag vielerorts auf minus 30 Grad. Die Polizei zählte sechs Todesfälle durch Erfrieren. Nachdem durch Brände und Erstickungen infolge von defekten Heizungen neun Menschen ums Leben kamen und 26 verletzt wurden, sagte Feuerwehrsprecher Pawel Fratczak, dies sei die "tragischste" Episode seit dem Jahreswechsel.
Seit Beginn der Kältewelle Ende Jänner, die besonders hart Osteuropa und den Balkan trifft, wurden in Polen 82 Kälteopfer gezählt. In der Ukraine, wo allein 135 Kältetote registriert wurden, geben die Behörden seit vergangenem Dienstag keine neuen Zahlen mehr heraus. Die Zahl von mehr als 600 Todesopfern schließt die Angaben der Behörden in Russland mit ein.
Lawinenunglück im Kosovo
Bei einem Lawinenunglück im Kosovo
kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, anderslautende Quellen sprachen Sonntagnachmittag bereits von neun Toten. Die Schneemassen hatten am Samstag in dem Dorf Restelica südlich der Stadt Prizren ein Haus mit elf Personen verschüttet, wie Medien am Sonntag in Pristina unter Berufung auf die Rettungsmannschaften berichteten. Ein Mädchen sei aus den Schneemassen gerettet worden.
Im dem Dorf liegt der Schnee zweieinhalb Meter hoch und die Zufahrtswege waren unpassierbar. Die internationale Schutztruppe KFOR - mit der Beteiligung von 30 österreichischen Soldaten - und die EU-Rechtsstaatsmission (EULEX) hatten mit Hubschraubern Retter zur Unglücksstelle gebracht und mit schwerem Räumgerät Zugänge geschaffen.
Donau zugefroren
Behinderungen gab es auch im Schiffsverkehr; die Donau war ab Österreich stromabwärts vollständig gesperrt. In der Umgebung des Hafens Silistra, unweit der Mündung ins Schwarze Meer, fror die Donau auf einer Länge von elf Kilometern, was seit dem Winter 1984/85 nicht mehr der Fall war. In Tschechien, wo es bisher rund 30 Kältetote gab, wurde in der Ortschaft Kvilda ein Rekordtief von minus 36,5 Grad gemessen.
In Rumänien wurde eine Luftbrücke für Ortschaften eingerichtet, die nicht über den Landweg versorgt werden konnten. Mehr als tausend Soldaten waren im Einsatz. In den beiden ostrumänischen Provinzen Vrancea und Buzau waren nach Behördenangaben 30.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Ihnen drohten Nahrungsmittel und Trinkwasser auszugehen. Die rumänischen Behörden zählten bisher fast 70 Todesopfer.
Aber nicht nur die Kälte, auch Schneestürme machten auf dem Balkan und auch in Italien den Menschen zu schaffen. Die Behörden des Adriastaates Montenegro riefen am Samstag den Ausnahmezustand aus. Der Nationale Sicherheitsrat unter Führung von Staatspräsident Filip Vujanovic habe einen entsprechenden Beschluss gefasst, wie Medien berichteten. Mehrere tausend Menschen waren in vielen Dörfern von der Außenwelt abgeschnitten.
Bundesheer hilft in Bosnien
Das österreichische Bundesheer half nach schweren Schneefällen auch in Bosnien-Herzegowina bei der Versorgung der eingeschneiten Dörfer Kupres und Livno mit. Am Samstag waren im Rahmen der EU-Mission EUFOR-ALTHEA drei österreichische Hubschrauber und 20 Soldaten im Einsatz, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Bei den Flügen wurden Nahrungsmittel abgeworfen, hieß es.
Zum Einsatz kamen die Bundesheer-Helikopter auch nach der Notlandung eines bosnisch-herzegowinischen Helikopters. Sie flogen dessen Besatzung aus und brachten Polizisten zum Unfallort, so das Ministerium in Wien. Bei der Notlandung gab es keine Verletzten. Die bosnischen Behörden hatten die EU-Mission um Hilfe ersucht.
In Serbien waren 50.000 Menschen eingeschneit, teilte der Leiter des Notfallstabes, Predrag Maric, am Samstag in Belgrad mit. Um Strom zu sparen, bestimmte die serbische Regierung die kommende Woche als arbeitsfrei.
Es wird wieder wärmer
In Österreich soll demnächst Schluss sein mit dem Dauerfrost: In der kommenden Woche wird es in Österreich etwas wärmer. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird es zwar windig und unbeständig. Aber am Dienstag werden erste Plusgrade erwartet. In der Nacht auf Sonntag war es noch im gesamten Land bitterkalt, in lediglich zehn Orten war es "wärmer" als minus zehn Grad.