27. August 2024 | 12:00 Uhr
Wetter-Extreme
"La Niña": Was das Wetterphänomen für Europa bedeutet
La Niña, das kühlere Gegenstück zu El Niño, steht laut den Prognosen der Weltwetterorganisation (WMO) unmittelbar bevor.
Von September 2023 bis Jänner 2024 wird dieses wiederkehrende Wetterphänomen im östlichen Pazifik erwartet und könnte die kommende Hurrikansaison im Atlantik erheblich beeinflussen. Besonders beunruhigend: Der Klimawandel verstärkt die Auswirkungen beider Phänomene, was zu weltweit spürbaren Wetterextremen führen könnte.
Wechselspiel der Wetterphänomene
La Niña und El Niño sind Teil des sogenannten ENSO-Systems (El Niño-Southern Oscillation), das in regelmäßigen Abständen die Wetterverhältnisse beeinflusst. Während El Niño die Temperaturen der Meeresoberfläche im zentralen und östlichen tropischen Pazifik deutlich über den Durchschnitt steigen lässt, sorgt La Niña für das Gegenteil: Sie verstärkt die Passatwinde, die warmes Oberflächenwasser von Südamerika in Richtung Südostasien treiben. Dadurch gelangt kaltes Wasser aus dem Humboldtstrom an die Meeresoberfläche, was die Luft- und Wassertemperaturen im Pazifik abkühlt.
Ein seltenes Wetterphänomen mit globalen Folgen
La Niña tritt typischerweise alle zwei bis sieben Jahre auf und dauert in der Regel neun bis zwölf Monate. Ungewöhnlich war die letzte La Niña, die sich von 2020 bis 2023 über drei Jahre erstreckte – ein seltenes Phänomen, das als „Triple-Dip“ bezeichnet wird. Die Auswirkungen dieser Wetterphänomene sind weltweit spürbar und reichen von Dürren bis hin zu heftigen Regenfällen, je nach geografischen Gegebenheiten.
Prognosen für den kommenden Winter
Nach dem Ende der El Niño-Phase im Mai 2024, die seit dem Frühling 2023 das Wettergeschehen dominierte, kündigt sich eine Übergangsphase an. Das Climate Prediction Center (CPC) der USA schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass La Niña zwischen September und November auftritt, auf 66 Prozent. Es wird erwartet, dass dieses Phänomen den Winter auf der Nordhalbkugel prägen wird und mit einer 74-prozentigen Wahrscheinlichkeit bis Jänner 2025 anhält.
Mögliche Auswirkungen für Österreich
Obwohl La Niña keine direkten Auswirkungen auf das Wetter in Europa hat, könnten indirekte Effekte durch veränderte Strömungen und Drucksysteme spürbar werden. Dies könnte zu atypischen Niederschlagsmustern, entweder mit verstärkten Regenfällen oder trockeneren Phasen, führen.
Einfluss auf Winterwetter
La Niña könnte das Winterwetter beeinflussen, möglicherweise durch kältere Winter in Teilen Europas, da das Phänomen oft mit kühlerem und stabilerem Wetter in Mitteleuropa assoziiert wird. Dies könnte zu strengeren Wintern in Österreich führen.
Höhere Hurrikanaktivität
Obwohl Österreich nicht direkt von Hurrikanen betroffen ist, könnte eine erhöhte Hurrikanaktivität im Atlantik und die Möglichkeit, dass abgeschwächte Hurrikane Europa erreichen, indirekte Auswirkungen haben, etwa durch Stürme oder starken Regen in benachbarten Regionen.
Globale wirtschaftliche Auswirkungen
Wetterextreme wie Dürren oder Überschwemmungen in anderen Teilen der Welt können auch wirtschaftliche Auswirkungen haben, etwa auf die globalen Lebensmittelpreise oder Lieferketten, die Österreich betreffen könnten. Insgesamt könnte La Niña zu einem kälteren und potenziell niederschlagsreicheren Winter in Österreich führen, wobei globale Wetterextreme weitere indirekte Einflüsse auf das Wetter und die Wirtschaft des Landes haben könnten. Interessanterweise deuten die Prognosen auf eine relativ kurze La Niña hin, die im Frühjahr 2025 in eine Übergangsphase münden könnte. Die zu erwartenden Temperaturabweichungen liegen dabei zwischen minus 0,5 und minus ein Grad Celsius – was auf eine eher schwache La Niña hindeutet. Dennoch sollte man die aktuelle La Niña nicht als langfristigen Gegeneffekt zum Klimawandel betrachten.
Globale Wetterextreme durch La Niña
Die Auswirkungen von La Niña sind vielfältig. In Südostasien, Nordwestindien, Bangladesch, Südostafrika und Nordbrasilien wird mit verstärkten Regenfällen gerechnet. Gleichzeitig sorgt höherer Luftdruck im zentralen und östlichen Pazifik für weniger Wolken und Niederschläge, was in Teilen Südamerikas und entlang der Golfküste der USA zu Trockenheit führen kann. Zudem begünstigt La Niña eine erhöhte Hurrikanaktivität im Atlantik, da sie die atmosphärische Stabilität verringert. Besonders drastisch können die Folgen starker La Niña-Ereignisse sein, wie 2010 in Queensland, Australien, wo verheerende Überschwemmungen auftraten. Für Europa selbst hat La Niña zwar keine direkten Auswirkungen, doch könnten die indirekten Folgen spürbar werden, wenn die Hurrikansaison im Atlantik intensiv ausfällt.
Hurrikansaison 2024: Ein gefährlicher Mix
Der außergewöhnlich warme Nordatlantik, insbesondere vor der nordwestafrikanischen Küste, stellt einen zusätzlichen Risikofaktor dar. Die US-amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA warnt davor, dass dies zu einer Zunahme und Verstärkung von Hurrikanen führen könnte. In den letzten Jahren haben bereits abgeschwächte Hurrikane Teile Europas, wie Portugal und die Kanarischen Inseln, erreicht. Das Jahr 2020, in dem 30 tropische Stürme verzeichnet wurden, gilt als die aktivste Hurrikansaison seit Beginn der Aufzeichnungen.