13. Juli 2012 | 05:30 Uhr

neusiedler_see_pauty © Pauty

Wenig Wasser

Hitze setzte Neusiedler See zu

Sinkende Tendenz beim Wasserstand. Derzeit im Mittel bei 115,45 Meter über Adria.

Die Hitze der vergangenen Wochen ist auch am Neusiedler See nicht spurlos vorübergegangen: Donnerstagmittag lag der mittlere Wasserstand laut Angaben des Hydrographischen Dienstes bei 115,45 Meter über der Adria. "Das ist unter dem langjährigen Schnitt", so Hofrat Helmut Rojacz vom Amt der Burgenländischen Landesregierung. Probleme für die touristische Nutzung des Sees sieht Rojacz noch nicht: "Es geht gerade noch. Richtige Probleme entstehen erst dann, wenn der Wasserstand noch mehr sinkt."

"Noch nicht kritisch"
Das lasse sich jedoch nicht genau voraussagen. Für die Segler zum Beispiel werde es zwar unter den gegenwärtigen problematischer: "Kritisch ist es noch immer nicht", meinte der Wasserexperte. Der Wasserstand zeige sinkende Tendenz, "weil einfach die Verdunstung so riesengroß war war in den letzten zehn Tagen." Durch die Regenfälle der vergangenen Tagen könnte sich die Situation ein wenig verbessert haben.

Der Wasserstand des Neusiedler Sees werde einerseits vor allem durch Verdunstung und Regen beeinflusst. Das Wasser verlässt den See zu 90 Prozent am Weg der Verdunstung. 80 Prozent vom Wasser, das in den See komme, gelange durch den Regen hinein. Betrachte man die "Wasserbilanz", so entspreche diese einer Gleichung: "Wenn jetzt ein Faktor dieser Gleichung ausfällt - das heißt der Regen - und die Verdunstung nach wie vor da ist, dann sinkt der Wasserstand", erläuterte Rojacz.

Natürlicher Prozess
Das sei ein natürlicher Prozess: "Der Mensch kann weder die Verdunstung noch den Niederschlag in irgendeiner Art und Weise beeinflussen." Beim Seewasserstand gebe es Jahresschwankungen. Dabei handle es sich um einen Zyklus, der sich grob gesagt, alle acht bis elf, zwölf Jahre wiederhole.

"Wir haben das letzte Mal im Jahr 2003 einen extrem niedrigen Wasserstand gehabt. Der hat sich dann im Laufe der Jahre wieder nach oben entwickelt, weil wir viel Regen gehabt haben. Und jetzt haben wir halt weniger Niederschlag", so Rojacz: "Wir können da kaum etwas dazu beitragen, das zu verbessern."

Künstlicher Abfluss
Der Neusiedler See verfügt über einen künstlichen Ablass mittels Wehranlage, der beim Erreichen bestimmter Wasserstände aufgemacht wird. Im Rahmen der österreichisch-ungarischen Gewässerkommission wurde eine neue Wehrbetriebsordnung erstellt. "Wir haben den Regel-Wasserstand - abhängig von der Jahreszeit - um zehn Zentimeter angehoben, schilderte Rojacz.

Damit könne man zu einem späteren Zeitpunkt als bisher das Wasser ablassen. Die Schwankungsbreite liege zwischen 115,7 und 115,8 Metern über Adria. Somit könne man im Sommer, wenn starke Verdunstung einsetzt, die Entlastung zu einem späteren Zeitpunkt beginnen. Das Resümee: "Bis dato haben wir jetzt gesehen, dass wir durch die neue Wehrbetriebsordnung mehr Wasser im See halten können."

Eines dürfe man nicht vergessen, meinte Rojacz: "Es jammern jetzt alle über niedere Wasserstände. Es kann auch durch plötzliche Regenereignisse passieren, dass wir hier wahnsinnig schnell wahnsinnig viel Wasser in den See bekommen. Und dann haben wir die Probleme wie vor ein paar Jahren, dass alles schwimmt."

Noch keine Probleme
Der momentane niedrige Wasserstand beschäftigt Schifffahrtsbetreiber Roman Drescher in Mörbisch noch nicht wirklich. Derzeit gebe es im Linienverkehr noch keine Probleme, es sei zwar momentan wenig Wasser im See, jedoch noch nicht zu wenig. "Wenn es wirklich extrem werden sollte, wird mit weniger Passagieren und mehr Schiffen gefahren, möglicherweise auch die Route geändert", klärte der Geschäftsführer der Drescher Line auf. Bis jetzt sei es noch nie vorgekommen, dass man nicht fahren konnte. "Die Schiffe sind ja auch speziell für den See gebaut", sagte Drescher.