09. Dezember 2013 | 06:10 Uhr
Gesundheitsschäden
Anhaltender Smog-Alarm in China
"Es ist wie im Katastrophenfilm". Grenzwerte um das 24-Fache überschritten.
Wegen des verheerenden Smogs im Osten Chinas haben die Behörden am Sonntag in fünf Provinzen die zweithöchste Alarmstufe "Orange" ausgerufen. Die Zahl der Menschen mit Atemwegserkrankungen in Krankenhäusern in Shanghai stieg deutlich, wie staatliche Medien berichteten. Der Verkauf von Atemschutzmasken und teuren Luftfiltern schnellte in die Höhe.
Luft kratzt im Hals
"Es stinkt verraucht. Die Luft kratzt richtig im Hals", sagte eine Frau in der Hafenmetropole. "So einen Smog haben wir hier noch nie erlebt." Während sich die Luftverschmutzung in der Hauptstadt Peking am Sonntag durch frischen Wind besserte, war die Lage in den Provinzen Jiangsu, Zhejiang, Anhui, Hebei und Shandong im östlichen Teil Chinas weiter schlimm. In den fünf Provinzen leben 360 Millionen Menschen. "Es ist wie im Katastrophenfilm", schrieb ein Internetnutzer.
Alarmstufe "Rot"
Nanjing rief am Samstag sogar den höchsten Smog-Alarm der Stufe "Rot" aus. In der Provinzhauptstadt von Jiangsu stieg die Belastung mit den besonders gefährlichen Feinstaubpartikeln, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind, auf 602 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das ist 24 mal so viel wie der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation. Die Sicht in Nanjing war so schlecht, dass 60 Flüge gestrichen werden mussten. Schulen und Kindergärten waren schon seit Donnerstag geschlossen.
Spitzenwerte
In Peking war die Belastung bis Sonntagfrüh noch auf dem "gefährlichen" Wert von mehr als 400 Mikrogramm pro Kubikmeter gelegen. Dann kam Wind auf, so dass der Index deutlich fiel. In der Hafenstadt Shanghai, die am Freitag unerträgliche Spitzenwerte erreicht hatte, lag die Luftbelastung am Samstag zwischenzeitlich noch bei 484 Mikrogramm pro Kubikmeter, ging bis Sonntagabend auf weiterhin "ungesunde" 181 Mikrogramm zurück.
"Früher war es nicht so schlimm", sagte ein Deutscher, der mit Frau und zwei Kindern im Grundschulalter in Shanghai wohnt. "Wir sind jetzt vier Jahre hier, aber nächstes Jahr ist Schluss", sagte er. "Das reicht jetzt. Wir wissen doch nicht, was wir den Kindern hier antun." Manager großer Unternehmen beklagten schon seit dem schlimmen Smog im vergangenen Winter, dass sie zunehmend Probleme haben, Manager aus dem Westen zur Arbeit in China zu bewegen.
"Der Smog geht zum großen Teil auf unser gegenwärtiges Entwicklungsmodell zurück", sagte Vizeminister Xie Zhenhua von der obersten Wirtschaftslenkungsbehörde, der Entwicklungs- und Reformkommission NDRC laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Für die Unternehmen zählten nur die Produktionszahlen, nicht die Umwelt.