11. Oktober 2018 | 17:37 Uhr

Sojus Besatzung Astronauten © APA/AFP/POOL/YURI KOCHETKOV

Besatzung wieder am Boden

Nach Notlandung: So geht es den beiden Crash-Astronauten

Crew sollte zur ISS-Besatzung dazustoßen. Doch das Triebwerk machte Probleme.

Notlandung wegen einer Antriebspanne kurz nach dem Start zur Internationalen Raumstation (ISS): Die Zwei-Mann-Besatzung einer russischen Sojus-Rakete hat am Donnerstag dank funktionierender Sicherheitssysteme unverletzt überlebt. Der US-Astronaut Nick Hague und sein russischer Kollege Alexej Owtschinin landeten unverletzt in Kasachstan, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mitteilte.

Die Rakete startete um 10.04 Uhr (MESZ) vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan. Kurz darauf kam es offenbar zu Schwierigkeiten. "Problem mit Triebwerk, zwei Minuten 45 Sekunden", war die ruhige Stimme von Kommandant Owtschinin zu hören. Es war der zweite Start des 47-Jährigen, der 2016 bereits 172 Tage im All war.

Auf Fernsehbildern sind einige Zeit nach dem Start kleine Explosionen an der Rakete zu sehen. Wenig später ist außer dem Feuerschweif auch weißer Rauch aus den Triebwerken zu erkennen. Aufnahmen aus dem Inneren der Kapsel zeigen, wie Owtschinin und Hague durchgerüttelt werden. Die Kapsel mit den beiden Astronauten wird abgetrennt und die Notlandung eingeleitet. Ein Fallschirm bremst die Rückkehr der Kapsel zur Erde ab. Rettungsteams machen sich sofort auf den Weg zur Landestelle.



 

So geht es den Kosmonauten

Roskosmos erklärte, "zum Zeitpunkt des Starts" sei eine "ungewöhnliche Situation" eingetreten, die Rettungssysteme seien aktiviert worden. "Das Notfall-Rettungssystem hat funktioniert, das Raumschiff konnte in Kasachstan landen...die Besatzung lebt", twitterte Roskosmos. Am Nachmittag veröffentlichte die Raumfahrtbehörde Bilder der beiden Raumfahrer. Alexej Owtschinin und Nick Hague sind auf einem Sofa zu sehen, bei ihnen werden Blutdruck und der Sauerstoffgehalt des Blutes gemessen.

Nach Angaben von Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin wurde eine staatliche Untersuchungskommission einsetzt, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Bis die Ergebnisse vorliegen, wurden laut Vizeregierungschef Juri Borissow alle weiteren Sojus-Starts ausgesetzt.

In den vergangenen Jahren musste die russische Raumfahrt mehrere Rückschläge verkraften. Dazu zählen der Verlust von Satelliten und 2011 der Absturz eines unbemannten Raumtransporters vom Typ Progress M-12M auf dem Weg zur ISS. Schon damals wurden Starts von Sojus-Raketen vorübergehend ausgesetzt.

Russland leitet strafrechtliche Ermittlungen ein

Russische Ermittler haben eine strafrechtliche Untersuchung des gescheiterten Starts einer Sojus-Rakete angekündigt. "Beamte untersuchen derzeit den Startplatz, Dokumente wurden beschlagnahmt", erklärte der Ermittlungsausschuss am Donnerstag. Eine Sonderkommission sei eingerichtet worden. Die Untersuchung soll demnach klären, ob beim Bau der Rakete Sicherheitsbestimmungen missachtet wurden.

Russland prüft Aussetzen auch von Versorgungsflügen

Russland prüft einem Medienbericht zufolge nach der "Sojus"-Panne den vorübergehenden Stopp auch der unbemannten "Sojus"-Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS. Die Transporte könnten bis Ende dieses Jahres ausgesetzt werden, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Insider.

Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hat bereits die bemannte Raumfahrt ausgesetzt, bis die Ursache des Fehlers geklärt ist, der zur Notlandung der "Sojus"-Kapsel führte

Deutscher hat Kommando an Bord der ISS

Derzeit hat der deutsche Astronaut Alexander Gerst als erster Deutscher und zweiter Europäer überhaupt das Kommando an Bord der ISS. Zur Crew von Gerst, der im Dezember zurückkehrt, gehören die US-Astronautin Serena Aunon-Chancellor und der russische Kosmonaut Sergej Prokopjew. Owtschinin und Hague sollten dazustoßen.

Die USA hatten ihr Space-Shuttle-Programm 2011 eingestellt. US-Astronauten konnten seither nur noch mit russischen Sojus-Raketen zur ISS gelangen. Der Vertrag mit Russland läuft im November 2019 aus. Dann sollen SpaceX und Boeing übernehmen.