16. November 2019 | 09:07 Uhr

mittersill © APA/EXPA/JOHANN GRODER

Experten-Bericht

Kommt jetzt der wärmste Winter aller Zeiten?

Trotz Schneechaos im Südwesten Österreichs sagen internationale Klimaexperten den wärmsten Winter aller Zeiten voraus.

Laut neuesten Berechnungen der US-Wetterbehörde NOAA soll der kommende Winter 2019/2020 der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 werden. Die aktuellen NOAA-Computermodelle prognostizieren für die Monate Dezember bis Februar zwei bis drei Grad wärmere Temperaturen als in den bereits recht warmen Wintern zwischen 1999 bis 2010.

"Den bisher wärmsten Winter gab es bei uns (Anm. d. Red.: Deutschland) 2006/2007. Er hatte eine Durchschnittstemperatur von 4,4 Grad. Jetzt könnten es 4,6 Grad werden. Ein weiterer Beleg für den bereits laufenden Klimawandel", so die Analyse des Meterologen Dominik Jung gegenüber der deutschen "Bild". Der Grund: Die Erderwärmung bringt in Mitteleuropa mehr Westwetterlagen mit milderen Temperaturen – aber auch mehr Niederschläge vom Atlantik.

Diese Auswirkungen hat ein zu warmer Winter

Die Tourismusbranche dürfte sich freuen: in den Ski-Gebieten soll es deutlich mehr Schnee geben. "Dort kommt der Regen als Schnee herunter", so Dominik Jung. Im Flachland wird man von einer weißen Weihnacht allerdings nur träumen lassen. 

Angeschlagene Gesundheit: das Schmuddel-Wetter bringt mehr Winter-Depressionen und Kopfschmerzen statt eisiger Kälte.

Landwirtschaft: fehlende Frosttage oder starke Niederschläge wirken sich durchaus negativ auf die Landwirtschaft aus. Pflanzen bilden weniger Blüten, knicken bei Windböen um oder werden aus dem Boden gerissen.

Positiv: durch das wärmere Klima wird der Geldbeutel geschont – Je wärmer es draußen ist, desto weniger wird geheizt.

Schneechaos in Österreich

In der Steiermark hat sich die wetterbedingte Situation im Laufe des Freitags weiter entspannt. Der Standort Stolzalpe des LKH Murtal (Bezirk Murau) war seit dem Abend wieder normal erreichbar. Die Straße (L546) wird am Montagvormittag jedoch nochmals für die restlichen Aufräumarbeiten gesperrt, teilte die Landeswarnzentrale im Lagebericht am Freitagabend mit.
 
Bereits am Donnerstag konnten rund 300 Personen, die wegen umgestürzter Bäume auf der Stolzalpenstraße (L546) seit Mittwoch im Bereich des LKH-Standortes Stolzalpe festsaßen, das Spital verlassen. Um den Dienstwechsel der Mitarbeiter zu ermöglichen, wurden auch am Freitag die Schlägerungs- und Aufräumungsarbeiten für eine Stunde unterbrochen.
 
Die Stromversorgung war weitgehend wieder in Betrieb. In Murau gab es noch Leitungsschäden. Im Versorgungsbereich der Stadtwerke Murau gab es am Freitagabend aber kaum Stromausfälle weil eine Notstromversorgung in Betrieb war. Die Leitung auf die Frauenalpe war beschädigt, doch auch da war Notstrom vorhanden. Im Bereich Kreischberg gab es Ausfälle, die die Pumpstationen und Liftversorgung betrafen.
 
Die St. Lambrechterstraße (L502) bei Neumarkt, der Fladnitzer Landesstraße (L511), und die L521 von Krakau in Richtung Salzburg waren bereits seit Donnerstag wieder befahrbar. Am Freitagabend wurde auch die Packer-Bundesstraße (B70) wieder für den Verkehr freigegeben. Gesperrt blieben die kleine Landstraße von Rinegg in Richtung Stolzalpe (L523) und der Sölkpass (L704). Für Montagabend wurde die Freigabe der Turracherstraße (B95) erwartet.
 
Der steirische Katastrophenschutzreferent, LH-Stv. Michael Schickhofer (SPÖ), hatte am Freitag seinen Beraterstab mit Katastrophenschutz und ZAMG eingeladen, um über die Wetterprognosen und weitere Gefahrenlagen der kommenden Tage zu beraten. Auf Basis der Wetterprognosen wurde mit lokalen Ereignissen primär im Raum Turrach und generell den Niederen Tauern gerechnet. Schickhofer bedankte sich nochmals bei den Einsatzkräften: "Die Lage ist unter Kontrolle, aufgrund des Restrisikos bleiben wir aber wachsam. Ich danke unseren Einsatzkräften und dem Straßenerhaltungsdienst für die rasche Aufarbeitung der Schäden. Aufgrund der angespannten Situation sind wir mit Einsatzkräften und lokalen Behörden in ständigem Kontakt und beobachten das Wetter in den nächsten Tagen sehr genau. Auf etwaige eintreffende Ereignisse sind wir bestmöglich vorbereitet".
 

Starke Regenfälle in Salzburg 

 
Die starken Regenfälle haben in der Nacht auf Samstag vor allem in den südlichen Salzburger Landesteilen zu zahlreichen Einsätzen der Feuerwehr geführt. Insgesamt waren 17 Feuerwehren mit 400 Mann ausgerückt, um kleinräumige Vermurungen zu beseitigen oder Keller auszupumpen. Betroffen waren unter anderem die B311 zwischen Bruck und Taxenbach sowie das Raurisertal.
 
Die Feuerwehren mussten in den Bereichen Zell am See, Taxenbach und Bruck Verklausungen von Bächen und Muren beseitigen. Auch im Gasteinertal und Hüttschlag gab es Einsätze. In Schwarzach war eine Baustelle überflutet worden, Feuerwehr und Wasserrettung bargen Baumaschinen und einen Dieseltank.
 
In Oberösterreich verursachte der Föhnsturm Probleme: Ein Regionalzug, der von Garsten (Bezirk Steyr-Land) in Richtung Haltestelle Küpfern unterwegs gewesen war, musste um 21.30 Uhr wegen eines Baums, der auf die Oberleitung gestürzt war, eine Notbremsung machen. Der Zugbegleiter und die vier Fahrgäste blieben unverletzt, die Lok wurde stark beschädigt. Die Passagiere wurden nach dem Vorfall von der Feuerwehr zum nächstgelegenen Bahnhof gebracht.