19. November 2012 | 08:39 Uhr

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Venedig im Regen

Ein Paradies steht unter Wasser

Land unter in Venezia, Toskana und Lavamünd - ist Klimawandel schuld?

Acqua alta. Für manche Touristen mag das Bad auf dem Markusplatz ein Spaß gewesen sein – doch die Venezianer, die letzte Woche vom sechst­höchsten Hochwasser seit 150 Jahren überrascht wurden, fanden die Flut weniger amüsant. Immerhin waren rund 70 Prozent des historischen Stadtzentrums der Lagunenstadt nur mehr mit hüfthohen Gummistiefeln begehbar. Die Unwetter, die bereits in der Woche davor dafür gesorgt hatten, dass das Kärntner Lavamünd in den Fluten versank, sorgten auch im Friaul und der Toskana für Katastrophenstimmung. In Massa-Carrara mussten Hunderte ihre Wohnungen verlassen, um nicht Opfer von Erdrutschen zu werden. Auch die Hafenstadt Livorno und Pisa waren von den Überschwemmungen betroffen. Nicht einmal Rom blieb von den ungewöhnlichen Regenmengen verschont: Der Tiber schwappte über die Ufer und hielt Feuerwehr und Zivilschutz in Atem.

Schuldfrage
Nach vier Toten und katastrophalen Verwüstungen ist man in Italien nun auf der Suche nach der Ursache für die massiven Unwetter. Meteorologen sehen in der Intensität und der Menge des gefallenen Regens Zeichen für ein Wetterphänomen, das direkt mit der Erderwärmung zusammenhängt. „Das Klima wird tropischer“, so der italienische Klimatologe Massimiliano Fazzini. Die ungewöhnlichen Regenmengen seien angesichts des überwärmten Mittelmeers schon fast alltäglich.

Geologen warnen
Doch nicht nur der Klimawandel hat in der letzten Woche zu den massiven Verwüstungen in Italien beigetragen. Der Verband der italienischen Geologen warnt vor weiteren katastrophalen Überschwemmungen und Erdrutschen in naher Zukunft. Italien, so der Sprecher des Verbandes, sei ein vom hydrogeologischen Standpunkt aus betrachtet sehr schwaches Land und daher Umweltkatastrophen ausgeliefert. Allein in Ligurien seien 99 Prozent der Gemeinden hochwassergefährdet. Um im ganzen Land die Gefahr von Erdrutschen und Überschwemmungen zu bannen, sind laut dem italienischen Umweltminister Corrado Clini in den nächsten 15 Jahren 40 Milliarden Euro notwendig.