31. Juli 2012 | 12:23 Uhr

Unwetter © APA

Unwetter-Bilanz

So dramatisch war der Juli

Gewitterstürme, Blitzschläge und Überflutungen forderten im Juli zahlreiche Opfe.

Es war ein Juli der Wetter-Extreme, der 2012 über Österreich regelrecht hereingebrochen ist. Temperaturrekorde purzelten, die Quecksilbersäulen kletterten auf über 38 Grad. Das Land wurde zuerst aufgeheizt, um anschließend von Unwettern abgekühlt zu werden. Leider forderten Gewitterstürme, Blitzschläge, Murenabgänge und Überflutungen auch zahlreiche Opfer. Die traurige Zwischenbilanz: Vier Tote und dutzende Verletzte.

Das sind die neuen Regenrekorde in Österreich: 1/4
Kärnten
  • Kanzelhöhe: Juli 2012 270 l/m2, bish. Rekord 257 l/m2 (1957)
  • Fresach: Juli 2012 268 l/m2, bish. Rekord 226 l/m2 (1990)
  • Mallnitz: Juli 2012 254 l/m2, bish. Rekord 243 l/m2 (2005)
  • Arriach: Juli 2012 246 l/m2, bish. Rekord 216 l/m2 (1990)
  • Pörtschach: Juli 2012 244 l/m2, bish. Rekord 211 l/m2 (1998)
  • Kötschach-Mauthen: Juli 2012 235 l/m2, bish. Rekord 234 l/m2 (1981)
  • Obervellach: Juli 2012 231 l/m2, bish. Rekord 209 l/m2 (1991)
  • Spittal/Drau: Juli 2012 228 l/m2, bish. Rekord 222 l/m2 (1993)
  • St.Veit/Glan: Juli 2012 224 l/m2, bish. Rekord 199 l/m2 (1998)



Das Wetterereignis mit den wohl dramatischsten Auswirkungen fand am 28. Juli im niederösterreichischen Pöchlarn statt, wo ein heftiges Gewitter zwei Tote und zwölf Verletzte forderte. Äste eines mächtigen Ahornbaums waren auf die Zelte gefallen, laut Augenzeugenberichten sollen die Teilnehmer sprichwörtlich um ihr Leben gelaufen sein. Bereits am 19. Juli war ein Mann in Traiskirchen (NÖ) auf einem Feld von einem Blitz erschlagen worden. Einen Tag später wurde in Thörl (Steiermark) ein Mann von einer Mure verschüttet. Er konnte tags darauf nur noch tot geborgen werden.



Wie "verrückt" das Wetter im Juli gespielt hat, verdeutlicht auch die Tatsache, dass just an jenem Tag, an dem in Bad Deutsch-Altenburg (NÖ) mit 38,3 Grad die höchste Temperatur gemessen wurde, mehr als 22.000 Blitze registriert worden sind. Besonders schlimm erwischte es die Obersteiermark, wo Niederschläge in den Bezirken Liezen, Murtal und Murau zahlreiche Überflutungen und Vermurungen nach sich zogen und nicht nur enorme Schäden anrichteten, sondern auch zahlreiche Verletzte forderten.

So werden Sie nicht vom Blitz getroffen

"Im Süden und Osten Österreichs hat es flächendeckend zwei bis drei Mal so viel geregnet wie im langjährigen Mittel. Die rund 200 Millimeter Regen in Eisenstadt kommen statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren vor", berichtete der Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien. Auffallend waren auch die vielen Gewitter. In Deutschlandsberg (ST) etwa hat es am 11. Juli in nur zwei Stunden 68 Millimeter geregnet, was der Hälfte der normalen Monatsmenge entspricht. Am Präbichl (ST) summierte sich innerhalb des Monats eine Niederschlagsmenge von 461 Millimetern. "Solch hohe Werte sind für den Juli auch in dieser exponierten Lage außergewöhnlich", so Orlik.

Bis zu 15 Prozent mehr Sonnenschein gab es im Süden und Südosten Österreichs, also ausgerechnet in jenen Regionen, wo es am meisten geregnet hat. Die Erklärung: Sonneneinstrahlung unterstützt die Bildung von Gewittern, da sie die Luft über dem Boden erwärmt und zum Aufsteigen zwingt, wodurch Wolken und in weiterer Folge Gewitter entstehen können.

Doch es war nicht nur heiß und gewittrig im Juli 2012. Ein Kaltlufteinbruch in der zweiten Monatshälfte sorgte vielerorts für ordentliche Abkühlung. In der Wiener Innenstadt, dem statistisch gesehen heißesten Ort des Landes, fiel die Temperatur am 22. Juli auf 13,6 Grad. In Obergurgl (T) auf rund 1.900 Meter Seehöhe fiel das Quecksilber sogar unter Null (minus 0,4).

Der Aufwand für die Helfer war jedenfalls enorm: Zehntausende Feuerwehrleute standen oft tagelang im Einsatz, um Keller auszupumpen, von Bäumen und Muren blockierte Straßen freizulegen und umgeknickte Strommasten wieder aufzustellen. Abseits von menschlichem Leid waren Schäden in Millionenhöhe zu beklagen. Bei der Generali rechnet man bis Sommerende mit Schadensmeldungen in der Höhe von 60 Millionen Euro.