22. Mai 2017 | 11:13 Uhr

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Arctic World Archive

Weltuntergangs-Tresor zum Teil geflutet

In dem Tresor auf Spitzbergen lagern Saatgut und Dokumente aus aller Welt.

Der für den Katastrophen-Fall erreichtete Weltuntergangs-Tresor auf der zu Norwegen gehörenden arktischen Inselgruppe Spitzbergen wurde zum Teil überflutet. In dem Tresor werden wichtige Dokumente und Saatgut aus aller Welt für die Nachwelt gelagert. Experten befürchten nun, dass das darin lagernde Erbe der Menschheit nicht mehr sicher ist.

Die Überschwemmung erreichte den Tresor selbst nicht, die Samen blieben unversehrt. Doch eine große Menge an Wasser floss in den Tunnel, der zum Eingang des Tresors führt. "Das Wasser erstarrte dort zu Eis, der Eingang sah aus wie ein Gletscher", schildert Hege Njaa Aschim, Sprecherin der norwegischen Regierung. "Jetzt überwachen wir den Tresor rund um die Uhr", so Aschim. Nun soll der Tunnel durch Gräben entwässert werden, außerdem werden Flutpumpen installiert.

Ursprünglich wurde die Anlage im Permafrost so angelegt, dass sie ohne menschliche Eingriffe überdauern sollte. Doch die warmen Temperaturen des rekordmilden arktischen Winters tauen den Permafrostboden auf.

Erbe der Menschheit
In dem Tresor in einer stillgelegten Kohlegrube außerhalb der Stadt Longyearbyen soll das Erbe der Menschheit bewahrt werden. Für den Fall, dass Länder von Kriegen, Hackerangriffen oder Naturkatastrophen heimgesucht werden, werden Schriftstücke mindestens 500 Jahre lang auf Filmrollen gespeichert.

Auf Spitzbergen, wo militärische Angriffe unwahrscheinlich sind, wird bereits Saatgut aus aller Welt gelagert. In dieser "Schatzkiste der biologischen Vielfalt" im Permafrost werden 830.000 Samenkopien von über 60 Institutionen und beinahe jedem Land der Erde aufbewahrt. Die Kapazität des 2008 in Betrieb genommenen Tresors liegt bei vier Millionen Samenmustern.

Die Samen werden ebenfalls nach dem Blackbox-Prinzip aufbewahrt - es wird nicht mit ihnen gearbeitet. Sie verbleiben im Eigentum des Lieferlandes und werden entnommen, sollten sie dort nicht mehr verfügbar sein. Im Permafrost - bei minus 18 Grad - bleiben die Samen auf alle Fälle 50 bis 60 Jahre haltbar, Erbsen- und Gerstensamen nach wissenschaftlichen Schätzungen sogar bis über 10.000 Jahre. Die rasante Klimaerwärmung macht diese optimistischen Schätzungen jetzt aber unwahrscheinlich.