26. September 2016 | 11:23 Uhr

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Aus für Rosetta

Austro-Sonde stürzt auf Komet Tschuri

Raumsonde beendet ihre Mission mit einem Crash in Zeitlupe.

Die Mission "Rosetta" neigt sich dem Ende zu. Am Freitag wird die Raumsonde gezielt auf den Kometen "Tschuri", den sie zwei Jahre lang begleitet hat, stürzen. Dann ist die Arbeit von "Rosetta" beendet. Nicht aber jene der Forscher auf der Erde, betonte Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Vor mehr als zwölf Jahren wurden die ESA-Raumsonde "Rosetta" und der Landeroboter "Philae" auf Expedition zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko geschickt. Seit Herbst 2014 wurde der Komet in einer der bisher wohl spektakulärsten Weltraummissionen der europäischen Raumfahrt umkreist und untersucht. Nun soll der Orbiter - wie schon zuvor die Landeeinheit Philae - ihre rund acht Milliarden Kilometer lange Reise auf dem Kometen "Tschuri" abschließen.

Ende der Mission

Die Mission von "Rosetta" wird am 30. September mit einem kontrollierten Absturz auf der Kometenoberfläche finalisiert. "Am Vorabend wird 'Rosetta' bereits auf Kollisionskurs zu 'Tschuri' gebracht. Dann wird sie aus einer Höhe von rund 19 Kilometern ganz langsam auf den Kometen, der ja keine Schwerkraft besitzt, niedersinken. Sie kommt mit etwa 90 Zentimetern pro Sekunde, also etwas langsamer als mit Fußgängertempo, herunter", schilderte Baumjohann. Die letzten spannenden Stunden der Mission können Freitagmittag am IWF in Graz per Live-Stream mitverfolgt werden.

In der Zeit ihres Abstiegs werden die Instrumente auf "Rosetta" ein letztes Mal Messungen vornehmen und Daten zur Erde schicken können. So erwarten sich die Forscher Daten über Gas und Staub in nie erreichter Nähe zur Oberfläche sowie hochauflösende Aufnahmen des Kometenkerns und der offenen Gruben in der Ma'at-Region, wo voraussichtlich der kontrollierte Aufprall des Raumfahrzeugs stattfinden wird.

Geplant ist die Landung voraussichtlich etwa um 12.40 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. "Wir versuchen, bis zur letzten Sekunde noch Messungen und Bilder zu bekommen", sagte der Chef des Esa-Flugbetriebs, Paolo Ferri, aus dem Satelliten-Kontrollzentrum Darmstadt.

"Stehen noch am Anfang"

Doch nicht nur diese Daten werden die Weltraumforscher auf der Erde noch längere Zeit auf Trab halten: "Die bisherigen Auswertungen haben schon eine Reihe an Erkenntnissen gebracht. Doch insgesamt stehen sie noch am Anfang und es braucht noch eine ganze Weile", so Baumjohann.

Das Grazer Institut habe bisher sechs Publikationen dazu in renommierten Journalen veröffentlichen können, und es werden laufend mehr. "Ich glaube, wir werden noch viel Neues erfahren", zeigte sich Baumjohann zuversichtlich, was den wissenschaftlichen Out-Put anbelangt. "Es ist wirklich ein ganz großer Erfolg. Alle Geräte auf Rosetta haben einwandfrei funktioniert", betonte der IWF-Direktor.

Kometen sind für die Wissenschaft so interessant, weil das Material, aus dem sie bestehen, seit der Geburt unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren nahezu unverändert geblieben ist. Man vermutet, dass sowohl Asteroiden, als auch Kometen und Planeten durch die Kollision von Staubpartikeln und ihrem Zusammenwachsen zu immer größeren Objekten entstanden sind. "Rosetta" war die erste Raumsonde überhaupt, die einen Kometen über einen längeren Zeitraum begleitet hat, dort gelandet ist und dann auch Messungen auf seiner Oberfläche vorgenommen hat.