29. April 2016 | 07:56 Uhr

lks.jpg © LK Steiermark

Kälteeinbruch

Heuer gibt es kaum steirische Äpfel

Schnee und Frost vernichteten fast die gesamte Apfelernte.

Der steirische Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) zeigte sich am Donnerstag in St. Ruprecht/Raab angesichts der Agrarschäden durch Frost und Schnee erschüttert: "Die größte Katastrophe seit Beginn des professionellen Anbaus. Es wird 2016 kaum frisch-saftig-steirische Äpfel in den Läden geben", so Seitinger, der mit LH Hermann Schützenhöfer und LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) die Lage erkundete.

Bundesheer hilft
Landeshauptmann Schützenhöfer (ÖVP) sprach vor rund 50 Betroffenen in der Obst-Partner Steiermark-Halle: "Niemand kann euch und uns die Ernte ersetzen", sagte der LH im ORF-Radio Steiermark. Aber man werde alles unternehmen, um den Betroffenen zu helfen, so der Landeschef. Er habe mit dem Bund bereits Gespräche geführt, um den Katastrophenfonds zu öffnen. LHStv. Schickhofer sagte, man habe mit Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil und Militärkommandant Heinz Zöllner vereinbart, sofort 35 Soldaten zur Schadensaufarbeitung abzustellen.

Viele Kulturen zerstört
Seitinger sagte, dass "die Schäden buchstäblich tief ins Holz gehen". Es könnte bei Wein und Obst zusammen auf bis zu 200 Mio. Euro Schaden kommen. Nicht nur junge Fruchtansätze und Blüten bei Obst und Wein - zu 70 bis 80 Prozent - seien abgefroren. Zum Teil seien Rebstöcke schwer frostgeschädigt und der Nassschnee habe Obstbäume geknickt und gespalten. "Hagelschutznetze sind unter der Schneelast zusammengebrochen, dadurch wurden die Bäume zum Teil vernichtet", so der Landesrat. Nicht nur das gesamte Jahreseinkommen von vielen Bauern und Betrieben sei vernichtet, es werde auch noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die vernichteten Kulturen wieder aufgebaut und ertragbringend seien.

"Viele Menschen denken ans Aufgeben. Sie sagen, 'das war's, ich will nimmer'", schilderte der Landesrat seine Eindrücke aus Gesprächen mit Betroffenen. Es sei ja schon das sechste schlechte Jahr in Folge seit 2012. Unwetter, Trockenheit, Dürre, Russland-Embargo und ein wegen des russischen Boykotts mit polnischen Äpfeln überschwemmter Markt - "2015 war das bisher ärgste Preistief für Obst", so der Landesrat.

Ein Viertel der Weinfläche abgefroren
Die Landesregierung zeigte sich einig, dass rasch geholfen werden müsse. LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) hatte bereits angekündigt, unverzüglich zu handeln: "Wir werden die Landwirtinnen und Landwirte im Rahmen der gesetzlichen und finanziellen Möglichkeiten voll unterstützen. Gemeinsam mit dem Landwirtschaftsressort werden wir dafür sorgen, die Entschädigungsanträge der Steirerinnen und Steirer schnell und unbürokratisch zu bearbeiten. Gerade in schwierigen Zeiten gilt es, zusammen zu halten." Seitinger rechnete allein bei Obstkulturen mit Schäden im Ausmaß von rund 100 Mio. Euro. Die nächsten Tage würden zeigen, wie es beim Wein stehe, aber auch hier sei mit bis zu 100 Mio. Euro Schaden zu rechnen. "Rund ein Viertel der Weinanbaufläche - 1.000 Hektar - ist praktisch abgefroren", so der ÖVP-Politiker.

Große Schäden bei Raps in Kärnten
Auch in Kärnten gibt es große Schäden. Die Landwirtschaftskammer befürchtet erhebliche Einbußen beim Mais, beim Raps sprechen die Experten sogar von einem "Totalausfall". Auch in den Wäldern ist mit viel Schneebruch zu rechnen, vor allem bei Laubbäumen.

LK-Präsident Johann Mößler erklärte, viele landwirtschaftliche Kulturen seien aufgrund des zeitigen Frühjahrs etwas früher angebaut worden als üblich: "Das jetzige Extremereignis trifft die Bäuerinnen und Bauern umso härter, weil viele Kulturen schon aufgelaufen sind bzw. weiter entwickelt sind als sonst." Vor allem in den Bezirken Wolfsberg, Klagenfurt-Land und Völkermarkt sei beim Mais mit teils erheblichen Ertragseinbußen zu rechnen. Das Ausmaß der Schäden sei derzeit noch nicht abschätzbar.

Während die Rapskulturen gerade in voller Blüte gestanden waren und möglicherweise völlig zerstört wurden, dürfte es bei Soja und Kürbis kaum Einbußen geben. Hier ist der Anbau gerade erst erfolgt, die Pflanzen noch nicht ausgetrieben. Stark geschädigt wurden Radieschen, wie es mit den Salaten aussieht, ist laut LK-Experten noch nicht abschätzbar.

Kirschen und Marillen durch Frost geschädigt
Im Obstbau dürfte der Frost vor dem Schneefall fast noch stärkere Schäden bewirkt haben, stark betroffen sind Kirschen und Marillen. Wie weit die Apfel- und Birnbäume von Frost und Schneedruck geschädigt wurden, bleibt abzuwarten. Schneebruch ist auch in den Wäldern zu erwarten. Hier sind vor allem die Karawanken und Karnischen Alpen, aber auch die Zentralräume Villach und Klagenfurt stark betroffen. Über 800 bis 850 Meter Seehöhe ist hingegen kaum mit Bruch zu rechnen, da dort der frische Schnee nicht nass war.